Wir wissen es nicht

von Ruth Hanke

Es war später, kalter Herbst, der Abend schon weit fortgeschritten, über dem Wasser der Alster schimmerte die Nacht und ein kalter Nordwind fegte die wenigen Passanten, die noch unterwegs waren in die Häuser.
Pater Johannes vergrub die Hände in den Manteltaschen, aber er knöpfte den Kragen nicht zu, was notwendig gewesen wäre bei dieser Kälte; er lief auch nicht, sondern ging langsam und immer langsamer. Schließlich setzte er sich auf eine nasse Bank, als ob ihm alles gleich gültig wäre, was es auch wirklich war. Irgendwann, während eines sinnlosen Streits zwischen dem Jugendkonvent-vorsitzenden, dem ehrgeizigen und rechthaberischen Hinnerk Karstensen und dem verbitterten und verkalkten Bischof Mühsam, die den Seelsorgerkoordinationsausschuß seit Stunden mit ihrer persönlichen Feindschaft behinderten, war er einfach aufgestanden und gegangen. Er hatte so etwas noch nie gemacht. Nicht, dass er nicht schon oft Lust dazu gehabt hätte! Aber er hatte immer gedacht, er müsste das alles aushalten für GOTT! Alles aushalten, was die Bösartigkeit und Dummheit, das kleinliche Selbstmitleid und der große Irrtum der Menschen ihm zumutete, alles aushalten, alles verstehen und dann das Beste draus machen, das wäre seine Aufgabe, sein Platz, an dem ihn Gott gestellt hätte. Für Gott hatte er gearbeitet, gelebt, gelitten – und alles andere war zweitrangig, um nicht zu sagen irrelevant.

Ruth Hanke

Nur war es eben so, dass dieser letzte Grund, sein einziger Grund schon seit einigen Wochen wegfiel. Pater Johannes war jetzt 63 Jahre alt und hatte seinen Glauben verloren. Freilich hatte er auch schon früher manchmal gezweifelt, aber er hatte seine Fragen, seine Angst, seine Not vor Gott und die Zweifel zum Verstummen gebracht. Dann hatte er zurückgefunden in seine Berufung und seine Arbeit. Es ist zum Lachen, dachte er jetzt. Der beliebteste Seelsorger des Viertels, ja vielleicht sogar ganz Hamburgs stirbt an Sinnlosigkeit. Denn dass er sterben würde, war ihm klar. Vielleicht würde nicht jeder Mensch, der seinen Sinn verloren hätte, sterben, er selbst aber ganz gewiss.
Am liebsten, er guckte schräg zwischen den eisernen Geländestäben hindurch, würde er in das strudelige, schwarze und eiskalte Wasser springen, wenn es nicht so strudelig, schwarz und eiskalt gewesen wäre. Er wusste, dass er gegen diese Strömung und diese Kälte in seinem Alter keine Chance hätte – binnen Sekunden würden sich seine Kleider mit Wasser vollsaugen und ihn wie einen Stein nach unten ziehen, das wäre es dann gewesen. Wie lange würde so ein Tod dauern? Ein paar Minuten, unangenehme, qualvolle Minuten, sicher, aber danach wäre es um, das ganze furchtbare Leben und er müsste nicht mehr an Annie denken. Typisch, dachte er, jetzt, wo ich versagt habe, wo es offensichtlich wird, dass mein wegweisender Glaube Schwindel ist: Die Arroganz eines Gutmenschen, der seine Vitalität mit christlicher Zuversicht verwechselt hat, sein Helfersyndrom mit Glaubensstärke, JETZT ausgerechnet muss ich an Annie denken! Jetzt, wo ich zu viel trinke, weil ich nicht mehr aus noch ein weiß, weil ich nicht mehr weiß, warum ich früh überhaupt noch aufstehen soll, jetzt muss ich dauernd an Annie denken, meine Liebe, die ich für meine Bestimmung aufgegeben habe……weiterlesen auf www.ruth-hanke.de  PDF-DOWNLOAD dieser Geschichte

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